Steinsalzbergwerk

Geschichte des Bergwerks

Das nach König Wilhelm I. von Württemberg benannte Steinsalzbergwerk Wilhelmsglück, dessen Erschließung 1823 begann, spielt in der Geschichte des Bergbaus eine wichtige Rolle. Es war das erste seiner Art in Mitteleuropa. Die Jahresförderung aus dem etwa 100 Meter tief gelegenen Salzflöz lag in der Blütenzeit Ende der 1850er Jahre bei rund 20 000 Tonnen pro Jahr. Das Bergwerk gab rund 150 Menschen Arbeit, weitere 500 wie Fuhrleute, Kübler oder Weber waren unmittelbar davon abhängig. Ein Teil des Salzes wurde in Kocherwasser gelöst, über eine Leitung in die Schwäbisch Haller Saline geleitet und dort zu Speisesalz weiterverarbeitet. Das Aufblühen des Bergwerks verhalf so auch der Saline zu einer neuen Blüte....

Bergleute vor der Einfahrt

Am Morgen des 15. Dezember 1879 sammelten sich die aus Uttenhofen, Westheim, Michelbach und Hirschfelden stammenden Bergleute in der Schachtstube, um sich vor der Einfahrt in den Schacht umzuziehen, aufzuwärmen und das traditionelle Gebet zu sprechen. Aufgrund der Kälte war der Ofen stark angeheizt. Kurz nachdem der Steiger (Vorarbeiter) mit einigen Arbeitern den Raum verlassen hatte, schlug eine Stichflamme durch den ganzen Raum und löste einen Brand aus. In Panik versuchten die Bergleute zu fliehen, blockierten jedoch durch ihr Andrängen die Tür, die sich nur nach innen öffnen ließ.

Den sofort hinzueilenden Helfern bot sich nach dem Aufbrechen der Tür ein schrecklicher Anblick: Sie fanden zehn teils bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Tote und dreizehn Schwerverletzte vor. Nur einer hatte sich mit scheren Brandwunden aus dem Fenster retten können. Der „an sich ganz unbedeutende Brand“ war schnell gelöscht. Nur drei überlebten das Unglück, alle anderen starben an ihren Verletzungen. Die 21 Toten wurden in einem gemeinsamen Grab dem Bergmannsgrab (Kulturdenkmal) auf dem Friedhof in Westheim beigesetzt.

Grund für die Katastrophe war die Entzündung von unter Tage als Sprengstoff benötigtem Salpeter. Trotz Verboten war dieser offenbar in Kistchen in der Schachtstube gelagert worden. Der Auslöser der Katastrophe blieb unbekannt. Einem Überlebenden zufolge soll ein Bergmann einem anderen beim Öffnen seines Pulverkistchens beleuchtet haben. Kaum habe ersterer gesagt, "er möge ihn nicht stoßen, damit kein Unglück geschieht", wurde "gleich alles von Feuer und Rauch erfüllt". Einer anderen, später widerrufenen Aussage zufolge legte ein Bergmann sein Salpetersäckchen auf den glühend heißen Ofen. Es sei daraufhin in Brand geraten und auf den Boden geworfen worden.

Not und Leid der betroffenen Familien, die bei dem geringen Lohn der Bergleute ohnehin "in dürftigen Verhältnissen" lebten, war groß. 13 Frauen hatten ihren Ehemann, 48 Kinder ihren Vater verloren. In einem Fall verlor eine Frau ihren Mann und ihre beiden einzigen Söhne, in einem anderen verloren zwei Kinder einen Monat nach dem Tod der Mutter auch den Vater.

Die Nachricht von der Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land aus. in vielen Städten entstanden Annahmestellen für Geld- und Sachspenden. In Schwäbisch Hall gründete man ein Komitee mit 16 Vertretern aus Salzwerken, Behörden und Kirchen, die sich um die Überlebenden und die Hinterbliebenen kümmerten und insgesamt über 56 500 Mark Spendengelder verteilten. Geld- und Sachgaben kamen auch von Königin Olga von Württemberg. Zusätzlich erhielten die Hinterbliebenen kleine Renten aus der "Hilfskasse" der württembergischen Salzwerke.

Ende 20 Jahre später

Die Arbeit im Bergwerk wurde am 17. Dezember wieder aufgenommen. Da fast alle erfahrenen Bergleute tot oder schwer verletzt waren, mussten Ersatzkräfte aus Wasseralfingen hinzu gezogen werden. Wilhelmsglück blieb noch 20 Jahre lang in Betrieb, bis es wegen mangelnder Rentabilität zum 1. Februar 1900 stillgelegt wurde. Die Arbeiter wanderten meist in das neue Salzbergwerk Kochendorf ab, die Gebäude wurden abgerissen, der Senkrechtschacht abgedeckt. Heute erinnert nur noch wenig an das Bergwerk: neben dem Ortsnamen von Wilhelmsglück und dem 1983/84 renovierten Stolleneingang für den Schrägschacht ist es vor allem das Denkmal auf dem Westheimer Friedhof für die Opfer des Unglücks von 1879.